Mädchenklassen


Mädchen? – Klasse! – Mädchenklasse.

 Seit dem Schuljahr 2015/16 gibt es in unserem Förderzentrum Mädchenklassen. Gerade Schülerinnen mit einem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf in emotionaler und sozialer Entwicklung benötigen aufgrund ihrer Sozialisation, ihren individuell ausgeprägten Bedürfnissen und der aktuellen Lebenssituation umso mehr einen Lernort, der mädchenspezifische und sonderpädagogische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt.

 

Schulische Rahmenbedingungen

Im Grundschulbereich werden zunächst weiterhin Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet.
Ziel ist es, ab dem 5. Schuljahrgang Mädchen und Jungen getrennt voneinander zu unterrichten.

  • Zusammensetzung der Mädchenklassen basiert primär auf der emotional – sozialen Entwicklung und des Alters. Eine Mädchenklasse besteht aber maximal aus drei Schuljahrgängen.
  • Kleine Lerngruppen bis max. 10 Schülerinnen werden angestrebt.
  • Ein Klassenteam besteht jeweils aus zwei weiblichen Förderschullehrkräften und einer Sozialpädagogin und wird durch eine Sozialarbeiterin oder einen Sozialarbeiter um Bereich Elternberatung unterstützt.
  • AGs, Pausen, Mitarbeit in der Bulterie, im Kiosk und im Schulbistro finden geschlechtsgemischt statt.
  • Der Unterricht ist ausgerichtet an den curricularen Vorgaben der Hauptschule; bei Schülerinnen mit entsprechendem Förderbedarf  zusätzlich am Curriculum der FöS Lernen.

 

Sonderpädagogische und mädchenspezifische Grundlagen

Im Schullalltag unter Mädchen und Frauen haben die Schülerinnen einen sicheren Ort, um ihre weibliche Identität zu entwickeln.

  • Die schulischen Interessen und die sozial – emotionalen Bedürfnisse von Mädchen können aufgrund der Abwesenheit von Jungen besser berücksichtigt werden.
  • In Lernsituationen erleben sich die Mädchen nicht in ständiger Konkurrenzsituation um die Beachtung der Jungen und können einen Fokus auf ihre eigene Identitätsentwicklung legen.
  • Die besondere Zeit der Adoleszenz und Pubertät können die Mädchen mit anderen Mädchen erleben; sie ist für ihre Persönlichkeitsentwicklung von entscheidender Bedeutung.
  • Die Mädchen haben die Möglichkeit sich an weiblichen Vorbildern zu orientieren.
  • Sie sind mit mehreren Mädchen in einer Klasse und können freundschaftliche Kontakte mit anderen Mädchen entwickeln.
  • Die Fokussierung auf sich selbst fördert die Konzentration.
  • Kritische Auseinandersetzung mit dem weiblichen Rollenbild und dem Rollenverständnis (Status des Mädchens/ der Frau unter Jungen/Männern, Rolle in eigenen sozialen Bezügen, weibliches Rollenbild in den Medien)
  • Vermittlung von Selbstschutz – und Handlungsmöglichkeiten, Kontaktaufbau und Begleitung zu Beratungsstellen (Netzwerk aufbauen)
  • Kooperationen mit mädchenspezifischen Institutionen ( Violetta, Pro Familia, Amanda, Mädchenhaus, Selbstverteidigungsangebote…)
  • Erleben von männlichen Vorbildern in professionellen Settings und Begleitung in dem Umgang mit ihnen.
  • Entdecken der eigenen Interessen und Stärkung in Bezug auf die berufliche Entwicklung ( von der Hauswirtschaftlerin bis hin zur KFZ – Mechatronikerin)

 

Strukturen

  • Tägliche „Morgenrunde“, Austausch über Erlebnisse und Gefühle, daraus resultierend „ Was brauche ich heute, was tut mir gut heute?“
  • individualisierter Unterricht
  • regelmäßiger Klassenrat
  • Angebote/ Projekte in kreativ-künstlerischen, sportlichen und handwerklichen Bereichen (Fotoprojekte, Tanz- Ernährungs-, Selbstachtungsprojekte, naturwissenschaftliche Projekt / mädchenspezifische Projekte)
  • Besuch von Beratungsstellen, Vernetzung mit mädchenspezifischen Projekten, außerschulische Projekte
  • Individuelle Möglichkeiten der Durchführung von Praktika auch in nicht geschlechtstypischen Tätigkeiten
  • Vorbereitung auf die Hauptabschlussprüfung und Entwicklung beruflicher Perspektiven